„Krieg: Stell dir vor, er wäre hier“ - Theater im Bibelzentrum am 17.04.2016 um 19.00 Uhr

Krieg - nicht irgendwo weit weg, im Irak oder in Afghanistan, sondern hier, in Europa, mitten unter uns.

Die Theaterveranstaltung zu diesem "Gedankenexperiment", das den Spieß umdreht, war mit fast 50 Teilnehmern gut besucht: Die Demokratischen Staaten sind zusammengebrochen und faschistische Diktaturen entstanden. Es regieren Angst, Kälte und Hunger in Europa. Überleben wird immer unmöglicher. Das ist auch dem 14-jährigen Protagonisten der Geschichte klar, der aus Deutschland stammt. Seine Familie hat nichts mehr, das Haus ist zerbombt, die Mutter leidet an Bronchitis und würde den nächsten Winter nicht überleben, die kleine Schwester wurde durch Granatsplitter am Kopf verletzt, die Großeltern sind tot und der beste Freund ist verschwunden, weil er nicht rechtzeitig fliehen konnte. Also verlässt der Junge mit seiner Familie seine Heimat. Nachdem die Welt, wie sie sie kannten, zusammengestürzt ist, müssen sie in einer völlig fremden Kultur, in einem ägyptischen Flüchtlingslager, versuchen ein neues Leben zu beginnen.

Der Darsteller erzählte nüchtern und in eindrucksvoller Klarheit vom Schrecken des Krieges, von Flucht und Vertreibung. Durch einen schlichten Perspektivenwelchsel wurde klar, was es bedeutet, durch Krieg entwurzelt zu werden.

Die Betroffenheit war insbesondere bei den älteren Zuschauern deutlich spürbar. Wie in der anschließenden Diskussion mit dem Darsteller und der Theaterpädagogin aber auch deutlich wurde, war der Perspektivwechsel nicht allen Zuschauern leicht gefallen. Wir, die wir in den letzten 70 Jahren in Deutschland aufgewachsen sind, haben keinen Krieg erlebt. Das ist ein Glück und ein Privilig. Aber es erschwert es uns auch, die Perspektive von Menschen einzunehmen, denen dieses Glück nicht zuteil wurde, die aus ihrer Heimat fliehen mussten - viele auch zu uns, nach Deutschland.

Das Theaterstück war in jedem Fall aber geeignet, um uns allen nicht nur einen Einblick in die Situation der Kriegsflüchtlinge zu gewähren, sondern uns das aufzuzeigen, was uns von den Geflüchteten unterscheidet: das Fehlen eines Fluchtgrundes. Wenn man diesen Unterschied kennt, ist es vielleicht leichter, die neuen Mitbewohner auch als Nachbarn zu akzeptieren. Eine beidseitige und damit erfolgreiche Integration beginnt mit der direkten sozialen Umgebung und nicht mit der Ausgrenzung der neuen Bürger.

Eine Veranstaltung in Kooperation von Evangelischer Kirchengemeinde und Bibelzentrum Barth
Veranstaltungsort
Niederdeutsxhes Bibelzentrum St.Jürgen
Sundische Straße 52
18356 Barth

Telefon: 038231-77662
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